Warum Medikamente alleine bei Diabetes mellitus Typ 2 nicht immer ausreichen
Diabetes mellitus Typ 2 ist in den Wohlstandsnationen zu einer Volkskrankheit geworden. Ein schlecht eingestellter Diabetes ist trotz vieler Fortschritte der Medizin und trotz vieler zur Verfügung stehenden medikamentösen Therapien.
Aus dem Blickwinkel der modernen Medizin betrachtet, sollte Diabetes Typ 2 daher längst kein Thema mehr sein. Dem ist aber nicht so. Im Gegenteil: die Zahl der Typ2-Diabetiker steigt weiter. mittlerweile ist fast jeder zehnte Erwachsene betroffen. Zudem werden Patienten immer jünger, daher gibt es den Sprachgebrauch „Altersdiabetes“ kaum noch.
Warum reichen blutzuckersenkende Medikamente alleine nicht immer aus?
Der Grund ist, weil blutzuckersenkende Medikamente nicht die Ursachen für den überhöhten Blutzucker beheben können. Blutzuckersenkende Medikamente können Symptome reduzieren, in dem sie überschüssigen Blutzucker abbauen.
Im ärztlichen Behandlungsalltag wird häufig versucht, die Blutzucker-Ziele durch blutzuckersenkende Medikamenten und/oder Insulin zu erreichen. Die Wirkprinzipien blutzuckersenkender Medikamente können sehr unterschiedlich ausfallen: Je nach Substanzklasse wirken Blutzuckersenker entweder im Darm, an der Zelle, an der Bauchspeicheldrüse oder an der Niere. Die Blutzuckersenkung passiert auf unterschiedliche Weise – meist durch Umgehen oder Verstärken biochemischer Mechanismen.
Die blutzuckersenkenden Wirkmechanismen wirken allerdings nicht automatisch bei allen Patientinnen und Patienten gleich. So kann es sein, dass ein Wirkstoff mit der Zeit schlechter wirkt und die Dosis erhöht werden muss oder der Wirkstoff mit einem anderen Wirkstoff ergänzt oder ganz ersetzt werden muss. Auch gibt es Nebenwirkungen und Wechselwirkungen, die auftreten können, aber nicht müssen. Medikamente sollten daher eingenommen werden, wenn sie tatsächlich benötigt werden.
Bei Diabetes Typ 2 gelten blutzuckersenkende Medikamente als medizinisch indiziert, wenn sich ein gesunder Blutzuckerverlauf auf natürliche Weise nicht zufriedenstellend realisieren lässt.
Blutzuckersenkende Medikamente stehen in den Ärzteleitlinien an zweiter Stelle
In den Ärzteleitlinien (Behandlungsleitfaden für Ärztinnen und Ärzte) stehen blutzuckersenkende Medikamente an zweiter Stelle der Behandlungsempfehlungen. Laut diesen sollten Blutzuckersenker hinzugezogen werden, wenn sich die diabetischen Therapieziele mithilfe des Lebensstils bei Diabetes Typ 2 nicht ausreichend gut realisieren lassen. Und nicht umgekehrt! Das ist ein wichtiger Punkt, der berücksichtigt werden sollte, aber im medizinischen Behandlungsalltag oft zu kurz kommt.
Medikamente wirken blutzuckersenkend (können aber nicht die Ursache für die Blutzuckererhöhung beheben)
Blutzuckersenkende Medikamente setzen nicht am Ursprung der Erkrankung an und damit auch nicht an der Ursache für die Blutzuckererhöhung. Daher können sie den Diabetes mellitus Typ 2 nicht heilen. Was sie können, ist die Symptome der Blutzuckerüberhöhung zu lindern – also den Blutzucker zu senken. Linderung der Symptome ist wichtig, mindestens genauso wichtig ist allerdings auch das Finden und Beheben der Ursachen für die Symptomatik des Diabetes Typ 2.
Daher macht es Sinn mit dem behandelnden Arzt abzuklären, welche blutzuckersenkenden Medikamente zwingend benötigt werden und ob es zusätzliche, natürlichen Behandlungs-Möglichkeiten gibt, um den Diabetes Typ 2 zu verbessern. Je besser die Werte auf natürliche Weise werden, desto besser für den Therapieerfolg.
Achtung: Medikamente bitte niemals selbst verändern! Verschreibung, Dosierung und Anpassung von Medikamenten ist ausschließlich Ärzten vorbehalten, weil diese im Rahmen ihres Medizinstudiums entsprechend ausgebildet wurden und idealerweise Krankengeschichte sowie Gesundheitszustand ihrer Patienten kennen!
Mögliche Fragen an den Diabetes-Arzt bzw. Diabetes-Ärztin:
Blutzuckersenkende Medikamente können notwendig sein. Keine Frage. Aber es macht Sinn, den aktuellen Bedarf an Blutzuckersenkern auch regelmäßig zu hinterfragen. Falls Sie mit Ihrem Arzt / Ihrer Ärztin ein Gespräch darüber führen wollen, können folgende Fragen hilfreich sein:
- Sind meine verschriebenen Medikamente der erste Schritt oder der zweite Schritt der Diabetes-Typ2-Therapie? Der erste Schritt der Therapie ist die Therapie durch die Optimierung des Lebensstils. Zum Lebensstil zählen Optimierung von Ernährung, Bewegung und allgemeiner Lebensführung. Das klingt auf den ersten Blick zwar unspektakulär, kann aber spektakuläre Wirkung bringen in Hinblick auf die Blutzucker-Werte.
- Welche Krankheitsfaktoren könnten die Entwicklung meines Diabetes mellitus Typ 2 begünstigen? Zu den Störfaktoren zählen ungünstige Ernährung, ungünstige Bewegung, hohe Stressbelastung, Rauchen, zu viel Alkohol und Schlafmangel. Filtern Sie gemeinsam mit Ihrem Arzt/Ihrer Ärztin heraus, was in Ihrem Fall zutreffend sein könnte.
- Welche Krankheitsfaktoren können den Therapieerfolg bei Diabetes mellitus Typ 2 schmälern? Die gleichen Störfaktoren, die die Entwicklung und das Fortschreiten des Diabetes mellitus Typ 2 begünstigen, können auch den Therapieerfolg beträchtlich schmälern. Filtern Sie auch hier gemeinsam mit Ihrem Arzt/Ihrer Ärztin heraus, was in Ihrem Fall zutreffend sein könnte.
- Welche Gesundheitsfaktoren können den Therapieerfolg bei Diabetes Typ 2 erhöhen? Gesundheitsfaktoren sind meist das Gegenteil der Krankheitsfaktoren bei Diabetes Typ 2. Fragen Sie Ihren Arzt, welche Gesundheitsfaktoren er/sie Ihnen ganz konkret empfiehlt, damit der Diabetes Typ 2 auf natürliche Weise besser wird. Scheuen Sie sich auch nicht davor, Ihre Gedanken einzubringen bzw. selbst Vorschläge bezüglich natürlicher Therapieoptionen zu machen.
Tipp
Um die natürliche Therapie erfolgreich zu nützen, ist es empfehlenswert, einwirkende Krankheitsfaktoren zu analysieren und gemeinsam mit Ihrem behandelnden Arzt eine Strategie zu erarbeiten, wie Krankheitsfaktoren künftig vermieden und Gesundheitsfaktoren effektiv genützt werden können. Damit Sie Ihre diabetischen Therapieziele erreichen!
Achtung: Da die Wirkintensität der natürlichen Therapie hoch ausfallen kann, sollten natürliche Therapiemaßnahmen immer in Absprache und Begleitung mit dem behandelnden Arzt erfolgen. Denn bei guter Wirksamkeit kann eine ärztliche Medikamentenanpassung notwendig werden, um unerwünschte Nebenwirkungen wie Unterzuckerungen zu vermeiden.
Fazit
Das allgemeine Ziel bei Diabetes Typ 2 ist, eine Stoffwechsellage zu erreichen, die der eines stoffwechselgesunden Menschen gleicht oder zumindest sehr nahe kommt. Dafür ist eine natürliche Normalisierung bzw. natürliche Entstörung der Stoffwechsellage sehr nützlich, was durch natürliche Therapie mit einer Optimierung des Lebensstils gelingen kann.
Wird die Stoffwechsellage erfolgreich entstört und beginnt diese wieder natürlich zu funktionieren, besteht die Chance, dass sich auch die körpereigene natürliche Blutzuckerregulation normalisiert. Je effektiver das geschieht, desto besser werden die Blutzuckerwerte auf natürliche Weise.
Und was ist mit blutzuckersenkenden Medikamenten? Blutzuckersenkende Medikamente sind eine wichtige Errungenschaft der modernen Medizin. Sie sollten eingesetzt werden sollten, wenn sie wirklich benötigt werden – insbesondere, wenn sich normale Blutzuckerwerte mithilfe natürlicher Therapiemaßnahmen nicht realisieren lassen. Um herauszufinden, ob und in welcher Dosis blutzuckersenkende Medikamente notwendig sind, hilft der Einsatz der natürlichen Therapie (Lebensstil-Therapie). Bleibt die Lebensstil-Therapie ungenützt, bleibt auch eine wichtige Chance für maximalen Behandlungserfolg bei Diabetes Typ 2 ungenützt.
Vielfalt der Behandlungsmöglichkeiten bei Diabetes Typ 2 nützen
Für den bestmöglichen Therapieerfolg ist es bei Diabetes Typ 2 sinnvoll, die gesamte Vielfalt der wissenschaftlich anerkannten Behandlungsmöglichkeiten zu nützen – d.h. je nach Bedarf die medikamentöse Therapie, aber auch die natürliche Therapie zu nützen. Idealerweise in der richtigen Reihenfolge – so wie es in den Ärzteleitlinien empfohlen wird. Das kann die Chancen auf nachhaltigen Therapieerfolg bei Diabetes mellitus Typ 2 enorm steigern.
Ein gutes Leben mit Diabetes Typ 2 ist möglich!
Quellen:
Ärzteleitlinien: Diabetes mellitus – Anleitungen für die Praxis – Österreichische Diabetes Gesellschaft, überarbeitete und erweiterte Fassung 2019