Risikofaktor Vererblichekeit und Diabetes Typ 2 – Welche Rolle spielt die genetische Veranlagung?
Diabetes Typ 2 ist vererbbar. Studien zeigen, dass wenn ein Elternteil Diabetes Typ 2 hat, die Wahrscheinlichkeit für Diabetes Typ 2 bei 40 % liegt. Wenn beide Elterneteile Diabetes Typ 2 haben, steigt die Wahrscheinlichkeit auf 70 bis 80 %.
Das persönliche Risiko steigt abhängig von der Anzahl der an Diabetes Typ 2 erkrankten Familienmitglieder. Das heißt jedoch nicht, dass man sicher einen Diabetes Typ 2 entwickelt, sondern dass eine gewisse Veranlagung dafür vorhanden ist.
Das dürfte erklären, warum es Menschen gibt, die Übergewicht haben, Fastfood essen und dennoch keinen Diabetes Typ 2 entwickeln. Vermutlich haben sie nicht die genetische Veranlagung dafür.
Für Menschen mit genetische Veranlagung kann das Risiko durch gezieltes Nützen beeinflussbarer Faktoren deutlich verringert werden.
Denn diesbezüglich gibt es eine gute Nachricht: Die Gene sind mit einem Schalter vergleichbar, die sich bis zu einem gewissen Grad ein- und ausschalten lassen. Je mehr Risikofaktoren einwirken, desto höher ist das Risiko, dass die genetische Veranlagung tatsächlich zu Diabetes Typ 2 führt. Je weniger Risikofaktoren einwirken, desto geringer ist das Risiko für Diabetes Typ 2.
Was sind die Risikofaktoren für Diabetes Typ 2?
Zu den wichtigsten Risikofaktoren zählt der Lebensstil. Dazu gehören Ernährung, Bewegung, Stresssbelastung, Nikotinkonsum, Alkoholkonsum und Schlafverhalten. Je häufiger und intensiver diese Risikofaktoren ausfallen, desto höher ist das Risiko Diabetes Typ 2 zu bekommen. Besonders normales Körpergewicht und gesunder Lebensstil senken das Risiko für Diabetes Typ 2 um 80 bis 90 %.
Risikofaktor Ernährung
Ungünstige Ernährung fördert das Enstehen des Diabetes Typ 2, umso mehr wenn eine genetische Veranlagung vorhanden ist. Eine zentrale Rolle spielt bei Diabetes Typ 2 der Anteil an Zucker in der Ernährung. Es gibt viele zuckerhaltige Leckereien. Und Zucker steckt oft auch dort, wo man ihn nicht automatisch vermuten würde. 80 % der Supermarktprodukte enthalten Zucker. Eine 100g-Tafel Schokolade besteht zu rund 50 % aus Zucker. In einem Glas Limonade sind etwa 10 Zuckerwürfel etnhalten. Im gezuckerten 1/4-Liter-Becher Fruchtjoghurt sind mit 12 bis 13 Zuckerwürfeln enhtalten, das sind mehr Zuckerwürfel als in einem Glas Cola. Hohe Zuckermengen fördern das Risiko für Diabetes Typ 2 extrem – umso mehr, je höher die genetische Veranlagung dafür gegeben ist. Gesunde Ernährung senkt das Risko für Diabets Typ 2 enorm.
Gesunde Ernährung schützt vor Diabetes Typ 2 bei genetischer Veranlagung!
Riskofaktor Bewegungsmangel
Während Bewegung uns – evoulutionär betrachtet – lange Zeit von einem Ort zum anderen Ort brachte, ist das in heutigen Zeiten oft anders, Wir sind gut motorisiert: Autos, öffentliche Verkehrmittel, Lifte und Rolltreppen machen Bewegung zwecks Fortbewegung nicht mehr notwendig. Dafür ist der Körper allerdings nicht geschaffen. Der Körper „will“ sich bewegen. Denn der Körper besteht von Kopf bis Fuß aus Muskelmasse, die für Bewegung gedacht ist.
In Bezug auf Diabetes Typ 2 macht Bewegung genau das, was Diabetes-Typ2-Medikamente schaffen sollen: den Blutzucker senken. Studien zeigen, dass moderate Bewegung von 3 – 5 Stunden pro Woche die Insulinwirksamkeit um bis 46% steigern kann. Das schafft kein Diabetes-Medikament. Bewegung eignet sich hervorragend für die Vorbeugung von Diabetes Typ 2, was man sich bei genetischer Veranlagung sehr gut zunutze machen kann.
Bewegung schützt vor Diabetes Typ 2 bei genetischer Veranlagung!
Risikofaktor Übergewicht
Fast 80 % der Diabetiker sind übergewichtig. Insbesondere Bauchfett steht in direktem Zusammehang mit Diabetes Typ 2. Eine REduktion des Übergewichts von bereits 5 kg ist dazu imstande, die INsulinwirksamkeit um bis zu 25 % zu steigern. Und etwa 9 von 10 übergweichtigen Typ2-Diabetikern schaffen es, ihren Diabetes Typ 2 ganz natürlich zu normalisieren, wenn sie ihr bauchbetontes Übergewicht abbauen.
Gesundes Wohlfühlgewicht schützt vor Diabetes Typ 2 bei genetischer Veranlagung!
Risikofaktor Stress
Stress bedeutet, dass der Körper Stresshormone bereitsstellt. Der Grund ist, damit man leistungsangepasst auf die Stresssituatoin zu reagieren. Je höher und je länger der Stress andauert, desto mehr Stresshormone werden freigesetzt. Zu den Stresshormonen zählen u.a. Adrenalin und Cortison. Diese haben die Aufgabe, energieliefernde Reserven zu mobilisieren und schnell bereitszustellen. Dazu zählt insbesondere Zucker. Stress wirkt somit blutzuckererhöhend. Je höher die Stressbelastung, desto eher kommt die genetische Veranlagung zum Tragen, je geringer, desto weniger.
Stressentlastung schützt vor Diabetes Typ 2 bei genetischer Veranlagung!
Risikofaktor Nikotin
Rauchen wirkt wie ein Triggerfaktor für Diabetes Typ 2. Es ist nachgwiesen, dass Rauchen die Insulinwirksamkeit senkt und Rauchen ist darüberhinaus hochtoxisch für die Gefäße. Jede gerauchte Zigarette steigert als solches das Diabetesrisiko. Ein RAuchstop ist übrigens so erholsam für die Gefäße, dass dieser als wichtigste Einzelmaßnahme für das Vermeiden von Gefäßerkrankungen angeführt wird.
Verzicht auf Nikotin schützt vor Diabetes Typ 2 bei genetischer Veranlagung!
Medikamente
Es gibt Medikamente, die Diabetes Typ 2 auslösen oder zumindest fördern können. Dazu zählen Beta-Blocker aus der Gruppe der Blutdrucksenker (stören den Blutzucker-Stoffwechsel und reduzieren Glukosetoleranz), Psychopharmaka (fördern Gewichtszunahme und erhöhen Diabetesrisiko), Statine aus der Gruppe der Blutfettsenker (reduzieren Glukosetolreanz vermutlich an den Muskelzellen) und Cortison aus der Gruppe der Entzündungshemmer (erhöhen den Blutzucker natürlich und künstlich).
Hinweis: Es kann helfen ärztlichen Rat einzuholen, welche Medikamente in Bezug auf Diabetes Typ 2 ungünstig wirken könnten, und ob es Alternativen gibt. Die ärztliche Nutzen-Risiko-Abwägung muss immer individuell getroffen werden, daher bitte mit dem Arzt sprechen.
Fazit
Die Vererblichkeit spielt bei Diabetes Typ 2 eine Rolle. Aber sie bedeutet nicht, dass man bei genetischer Veranlagung zwingend einen Diabetes Typ 2 entwickeln muss. Ganz im Gegenteil: es gibt viele Möglichkeiten, den Diabetes Typ 2 zu vermeiden. Gene lassen sich dabei mit Lichtschaltern vergleichen – sie lassen sich „einschalten und ausschalten“. Das heißt, Diabetes-Gene werden viel eher aktiviert (eingeschalten), wenn viele diabetes-begünstigende Faktoren einwirken. Diabetes-Gene werden viel eher deaktiviert, wenn viele gesundheits-begünstigende Faktoren einwirken. Es gibt also viele Chancen, den Diabetes Typ 2 trotz genetischer Veranlagung zu vermeiden.
Es gibt vieles Lebensstil-Optionen, um die genetische Veranlagung zu reduzieren und Diabetes Typ 2 erfolgreich vorzubeugen. Diese können Kinder und Enkelkinder von Menschen mit Diabetes Typ2 aktiv nützen um möglichst gut geschützt zu sein.
Diabetes Typ 2 ist vermeidbar!